Die Bedeutung des Wassers bei der Taufe – Stundenentwurf

Studienreferendar:
Geschichte/Evangelische Religion


Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt Staatliches Seminar für Lehrämter Magdeburg

Stundenplanung für den Prüfungsunterricht im Fach evangelische Religion

Gemäß der Verordnung über den Vorbereitungsdienst und die Laufbahnprüfung für das Lehramt an Gymnasien im Land Sachsen-Anhalt (LVO-Verordnung) vom 13. Juli 2011.

Am xx, den xx.xx.xx im Religionskurs 5. Klasse.

Ausbildungsschule: X.Y.

Zeit: 9.25-10.10 Uhr

Raum: xxx

Thema der Unterrichtseinheit: Kleine Gruppe, große Wirkung – Wie entstand die Kirche?

Stundenthema: Die Bedeutung des Wassers bei der Taufe.

Hauptseminarleiterin: N.N.

Fachseminarleiter Religion: N.N.

Schulleiterin: N.N.

Mentorin: N.N.

XX, den xx.xx.xx

Unterschrift: N.N.

Seiten: 23


Inhaltsverzeichnis


1. Bedingungsanalyse

Im Folgenden werde ich auf die Rahmenbedingungen der Stunde sowie die relevanten Spezifika der Lerngruppe eingehen.
Der Religionskurs Klasse 5 besteht aus 14 Schülerinnen und Schülern1Im Folgenden mit SuS abgekürzt., genauer aus zehn Jungen und vier Mädchen. Somit besteht im Geschlechterverhältnis ein Überhang zugunsten der Jungen. Dies macht sich im Unterrichtsgeschehen durchaus bemerkbar. Viele der Jungen sind motorisch sehr aktiv und benötigen vielfältige Formen der methodischen Aktivierung und Aufmerksamkeit. Manchen SuS, vor allem N.N., N.N., N.N., N.N., N.N. und gelegentlich N.N., fällt es schwer, länger konzentriert dem Unterrichtsgeschehen zu folgen. Schlechte Konzentration zählt zu den häufigsten schulischen und häuslichen Lernproblemen. Die durchschnittliche Konzentrationsfähigkeit in diesem Alter beträgt ungefähr 25 Minuten. Durch viele Methoden- und Inhaltswechsel im Unterricht kann die Konzentration wesentlich gestärkt und Pausen geschaffen werden.2Vgl. Keller, Gustav: Psychologie für den Schulalltag. Prävention und Erste Hilfe, Bern 2011, S. 27f. Dem soll in der Stunde Rechnung getragen werden.

Neben der Förderung durch abwechslungsreiche Stundenkonzepte hat zudem das Setzten von Grenzen besonderen Stellenwert in dieser Lerngruppe. Die Schaffung eines lernförderlichen Klimas wird versucht zu gewährleisten, indem auf Grundregeln des Arbeitens (melden, wenn man etwas sagen möchte, nicht kippeln etc.) immer wieder hingewiesen und diese durchsetzt wurden.3Vgl. Schnotz, Wolfgang: Pädagogische Psychologie. kompakt., 2. Aufl., Weinheim 2011, S. 85.

Da alle SuS das Fach Religion aus unterschiedlichen Motiven4„Warum habe ich Religion gewählt?“ wurde zu Beginn der fünften Klasse thematisiert und es offenbarten sich sehr unterschiedliche Motive der SuS, die wesentlichen Aufschluss über die Bedürfnisse der SuS hinsichtlich des Religionsunterrichtes gaben. selber gewählt haben, besteht eine grundsätzlich gute Akzeptanz des Faches und ein großes Interesse an religiösen Themen. Das machte sich vor allem in Diskussionen über lebensweltliche Themen der SuS bemerkbar. Etwa die Hälfte der SuS sind religiös sozialisiert, das konnte bei der Frage nach der eigenen Taufe und in expliziten Äußerungen hinsichtlich des Glaubens beobachtete werden. Demnach ist gerade bei Zugängen und Einstiegen auf eine möglichst breite Anbindung an die Lebenswelt der SuS zu achten (vgl. didaktische Überlegungen).

Hinsichtlich der hier relevanten Kompetenzen können folgende Leistungsgruppen differenziert werden. In der Wahrnehmung und Darstellung von Funktionen und Bedeutungen verfügen alle über ein grundlegendes Kompetenzniveau und gerade in lebensweltlichen Bezügen fällt es den SuS leicht, Zugänge zum jeweiligen Thema zu finden und eine persönlichen Anknüpfung zum Thema herzustellen. Bei der Deutung von zentralen religiösen Motiven und Symbolen in (biblischen) Texten hingegen, zeigten sich unterschiedliche Entwicklungsstadien. Leistungsspitze sind in dieser Hinsicht, N.N., N.N., N.N., N.N. und N.N.. Bei ihnen ist die Deutungskompetenz5Vgl. Ministerium für Bildung Sachen-Anhalts, Fachlehrplan Gymnasium Religion, 2016, S. 7. sehr gut ausgeprägt und ihnen ist es möglich, Bedeutungen und Funktionen auch abstrakterer, religiöser Glaubenszeugnisse zu identifizieren, zu deuten und diese in eine Beziehung zum eigenen Leben zu setzen.

Eine weitere Gruppe lässt sich um die SuS N.N., N.N., N.N., N.N., N.N., N.N. und N.N. bilden. Bei ihnen ist die Deutungskompetenz gut bis befriedigend ausgebildet, das zeigte sich u.a. bei der Behandlung von Reich-Gottes-Gleichnissen im Kompetenzschwerpunkt „Christologie: Reich-Gottes-Gleichnisse interpretieren“6Vgl. Ebd., S. 12.. Dabei fiel es ihnen schwer von konkreten Erscheinungen auf symbolische Mehrdeutigkeit zu abstrahieren, dass ist aber in entwicklungspsychologische Hinsicht normal und dient hier lediglich der späteren didaktischen Anbahnung, hinsichtlich des Verständnisses von Bedeutungen in Symbolen und religiösen Motiven.7Vgl. Langenhorst, Georg: Bibeldidaktik und Entwicklungspsychologie, in: Mirjam Zimmermann/ RubenZimmermann (Hrsg.): Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2013, S. 606.

N.N. und N.N. haben größere Reserven im Vergleich zur Leistungsfähigkeit der Lerngruppe. Beide haben teils erhebliche Schwierigkeiten mit den gestellten Anforderungen der 5. Klasse im Allgemeinen. Das hat auch schon zu Bemühungen der Klassenleiterin geführt, wobei sich die Einschätzungen der Kolleginnen und Kollegen mit den Beobachtungen im Religionsunterricht8Im Folgenden mit RU abgekürzt. decken. Für beide wurde aktuell ein Nachteilsausgleich beantragt.

Bei N.N. wurde ADHS diagnostiziert und er wird medikamentös behandelt. Das führt manchmal dazu, dass er gerade zu Beginn der Stunde sehr unausgeschlafen und schlapp ist, dem Unterricht schwer folgen kann und zu eigener Arbeit motiviert und gesondert aufgefordert werden muss. In anderen Phasen wiederum, ist bei ihm ein überbordendes Maß an Interesse und Motivation vorhanden, welches aber leider zu selten Ausdruck im RU findet. Hier wurde bereits Beziehungsarbeit geleistet und Angebote des Rückzuges in schweren Phase gemacht, so dass in der zu haltenden Stunde eine hohe Motivation erwartet werden kann.

N.N. könnte kognitiv allen Anforderungen gerecht werden, wenn er ein höheres Arbeitstempo aufweisen würde. Ihm fällt es schwer, allen Schritten im Unterricht zu folgen, da er sehr viel Zeit zum Lesen, Schreiben und Nachdenken braucht. Dabei ist eine durchgehende Kontrolle der Mitschriften, der Beginn der Arbeit und die Aktivität bei Erarbeitungsphasen unerlässlich. Lennart hat noch erhebliche Entwicklungspotentiale hinsichtlich der Selbststeuerung des Lernens.9Vgl. Mietzel, Gerd: Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens, 8. Aufl., Göttingen 2007, S. 187ff.
Bezüglich des Fachwissens für die Stunde, sind allen SuS die Begriffe Taufe, Heiliger Geist, Symbol und Gemeinde bekannt.
Das Geschlechterverhältnis ist dem Alter entsprechend teilweise angespannt. Bei heterogenen Gruppenzusammensetzungen kam es schon zu Streit, sodass bei kooperativen Lernformen (hier Partnerarbeit) bei der Zusammensetzung darauf zu achten ist, um die SuS langsam an die Erfordernisse der heterogenen Gruppenzusammensetzungen zu gewöhnen. Um auf die beschriebene Analyse der Lerngruppe zu reagieren, wurde zu Beginn des Schuljahres, das Ritual des Vorlesens von, theologischen und existentiellen Themen behandelnden, Kinderbüchern eingeführt.10Vgl. Keller, S. 29. In der zu haltenden Stunde wird aufgrund der fehlenden Zeit darauf verzichtet.
Für den altersgerechten Umgang und zum besseren Verständnis wird die „Hoffnung für alle“ – Bibelübersetzung in dieser Stunde eingesetzt.

2. Sachanalyse

Obwohl es keine einheitliche neutestamentliche Tauftheologie gibt, was sich vor allem an den exegetischen Kontroversen zeigt, können dennoch grundlegende Bedeutungen ausgehend von den biblischen Zeugnissen vorgenommen werden.11Vgl. Avemarie, Friedrich: Taufe. II. Neues Testament, in: RGG4, Bd. 8, S. 58. Verständnis und Praxis der Taufe waren bereits im frühen Christentum vielgestaltig ausgeprägt. „Die Taufe ist der entscheidende Zugang zur christlichen Kirche und die prägende Signatur des christlichen Lebens.“12Vgl. Rat der evangelischen Kirche in Deutschland: Die Taufe. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche, Gütersloh 2008, S. 11.
Hier liegen die drei zu behandelnden Grundlagen des Taufverständnisses in evangelischer und ökumenischer Perspektive. Die Taufe mit Wasser als Signatur des christlichen Lebens verdeutlicht die Befreiung von der Last der Sünde (1) sowie die Gabe des Heiligen Geistes (2). Die Aufnahme des Täuflings in die Gemeinschaft der Glaubenden, die Gemeinde, wird ebenso durch das Wasser in der Taufe vollzogen (3). Ausgehend von der Bedeutung des Wassers in der Taufe werden diese drei Grunddimensionen entfaltet.

In religionsgeschichtlicher Hinsicht besitzt Wasser eine hohe Symbolik und eine herausragende Bedeutung als belebtes und belebendes Element, welches Leben möglich macht und als „Urstoff“ der Welt, den Zustand vor der Schöpfung sowie den Urgrund allen Seins darstellt. Gleichzeitig aber auch die potentielle Gefährdung des Lebens, das die Welt mit Katastrophen heimsuchen kann. Diese Ambivalenz zeigt sich u.a. in der lebensspendenden Macht des Wassers sowie in der Dämonisierung der Untiefen des Wasser oder des Glaubens an gefährliche Wasser-Geister.13Vgl. Hock, Klaus: Wasser. I. Religionsgeschichtlich, in: Kasper, Walter (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche, Bd.10, 3. Aufl., Freiburg 2001, S. 984ff.

Im Neuen Testament hat Wasser eine elementare Bedeutung und die Berührung mit Wasser ist konstitutiv für die Taufe und erfährt durch Johannes den Täufer eine neue Ausgestaltung.14Z.B. Wasser als Symbol der Gottesbegegnung beim Seewandel (Mk 6,45-62); als Symbol des ewigen Lebens (Joh 7,37ff) u.a.m. (1) Wasser als Element der Taufe hat bei Johannes vor allem reinigende Funktion. Die Bußtaufe des Johannes bewirkt durch den Wasserritus die Reinigung von Schuld und Sünde bzw. ist der verbindliche Ausdruck der von Gott gewährten Vergebung.15Vgl. Avemarie, Friedrich: Taufe. II. Neues Testament, in: RGG4, Bd. 8, S. 52. Sünde meint hier nicht nur amoralisches Handeln, sondern auch die Neigung des Menschen sein Leben in Egoismus, Angst und Enge, in Gleichgültigkeit gegenüber sich selbst und seiner geschöpflichen Mitwelt zu führen. (2) So gewinnen jene, die durch die Taufe mit dem Heiligen Geist begabt sind, Anteil an jener Kraft, sich gegen diese Neigungen und amoralischen Handlungen zu stellen und zu einem verantwortungsvollen Gebrauch der christlichen Freiheit zu gelangen.16Vgl. Rat der evangelischen Kirche in Deutschland: Die Taufe. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche, Gütersloh 2008, S. 31. Die in der Taufe verliehene Gabe des Heiligen Geistes wird somit Grund und Norm christlichen Handelns und Seins. Menschen werden befähigt ihr Leben in der Gewissheit der Gegenwart Gottes verantwortlich zu gestalten.

(3) Für Paulus ist die Taufe vor allem eine radikale Gleichstellung aller Getauften als Eingliederung in den Leib Christi, denn alle haben Christus als Gewand angezogen und sind somit Teil der Gemeinschaft der Glaubenden.

„Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Jesus Christus“17Gal 3,28.

Diese Gemeinschaft relativiert die angelegten biologischen Differenzen und Herrschaftsverhältnisse, indem der Einzelne in seiner Individualität in die Einheit der Gemeinschaft aufgenommen wird.18Vgl. Rat der evangelischen Kirche in Deutschland: Die Taufe. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche, Gütersloh 2008, S. 36. Die Taufe wird somit zum grundlegenden Zeichen der Aufnahme in die Gemeinde und ist damit ein Gemeinschaft förderndes, sozialdynamisches Ritual.

3. Didaktische Überlegungen

Die inhaltlichen Bezüge der Stunde finden sich im Fachlehrplan in den Grundlegenden Wissensbeständen (Symbol: Wasser) einerseits und andererseits in den inhaltsbezogenen Kompetenzbereich Deuten des Kompetenzschwerpunktes „Ekklesiologie: Kirche in ihren Anfängen wahrnehmen“. Hier heißt es: „Taufe und Abendmahl als zentrale religiöse Ausdrucksformen des christlichen Glaubens deuten“.19Vgl. Ministerium für Bildung Sachen-Anhalts, Fachlehrplan Gymnasium Religion, 2016, S. 16

Das Konzept der Sequenz sieht eine Dreiteilung vor. Die Anfänge der Kirche in Urgemeinde und Pfingstereignis hat die Wahrnehmung und Darstellung der Anfänge des Christentums im Blick. Daran schließt sich die Christenverfolgung durch Paulus und die Beurteilung der Missionstätigkeit des Paulus vor dem Hintergrund seiner Berufungserfahrung an.20Vgl. A.a.O. Diese Protostrukturen der Kirche werden im dritten Teil in Taufe und Abendmahl durch erfahrbare Symbole in Form von Wasser, Brot und Wein eingebettet, um sie in einer Zusammenführung in Form eines Lapbooks, als handlungsorientiertes Produkt, in ihrem Zusammenwirken und ihrer Gesamtheit darzustellen und die Sequenzfrage: „Wie entstand die Kirche?“ zu beantworten.

Die Stunde ordnet sich somit in den dritten Teil der Sequenz ein und hat die Förderung der Deutungskompetenz zum Ziel, indem Wasser als Symbol des christlichen Glaubens in der Taufe gedeutet werden soll. D.h. anhand der lebensweltlichen Bedeutung von Wasser, der Bedeutung von Wasser in der Taufe sowie der Verbindung der beiden Ebenen, soll ein tieferes Verständnis der Taufe über altersgerechte Zugänge ermöglicht werden.

Eine Elementarisierung nach Schweitzer in Verbindung mit der kritischen Symbolkunde nach Biehl bilden die didaktische Schwerpunktsetzung. Beide sollen in ihrer Verschränkung eingeblendet werden, wobei die Symboldidaktik besondere Berücksichtigung hinsichtlich des didaktischen Bogens der Stunde erfährt.

Als elementare Strukturen des Themas nach Schweitzer21Vgl. Schweitzer, Friedrich: Elementarisierung und Kompetenz, Neukirchen-Vluyn 2008, S. 26ff.
, gelten die drei in der Taufe enthaltenden Bedeutungen der Befreiung von Sünden, der Begabung mit dem Heiligen Geist sowie der Aufnahme in die Gemeinde. Die in der Bedingungsanalyse angesprochene, nur partiell vorhandene, religiöse Sozialisation sowie die entwicklungspsychologischen Feststellungen machen das Thema Taufe und Abendmahl, bzw. das Symbol Wasser zu besonderen Unterrichtsgegenständen. Zudem kann ein persönlicher Zugang aller SuS keinesfalls angenommen werden. Gerade das Thema Taufe wird von den SuS eher fremd und altertümlich wahrgenommen. Außerdem werden Symbole von SuS diesen Alters häufig eindimensional und wörtlich verstanden, dass macht eine Annäherung, die eine Mehrdeutigkeit anlegt, notwendig.22Vgl. Langenhorst, Georg: Bibeldidaktik und Entwicklungspsychologie, in: Mirjam Zimmermann/ Ruben Zimmermann (Hrsg.): Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2013, S. 606.
Unterschiedliche Assoziationen und Lebenszusammenhänge in Bezug auf Wasser sollen im symboldidaktischen Ansatz für die didaktische Umsetzung fruchtbar gemacht werden.23Vgl. Öhler, Markus: Taufe und Abendmahl, in: Mirjam Zimmermann/ Ruben Zimmermann (Hrsg.): Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2013, S. 255.

Im Sinne einer kritischen Symbolkunde nach Peter Biehl24Vgl. Zimmermann, Mirjam: Symboldidaktik, 4.2 Peter Biehl (kritische Symbolkunde), in Wirilex. erfolgt die Annäherung über die anthropologischen Grunderfahrungen des Wassers (z.B. Wasser zur Reinigung). Hiermit sind die elementaren Erfahrungen der SuS in ihren lebensweltlichen Zusammenhängen angesprochen.25Vgl. Vgl. Baumann, Ulrike: Elementarisierung, 3.1 Elementarisierungsdimensionen, in: Wirilex. Dabei stehen mit Blick auf die Parallelisierung mit den theologischen Bedeutungen vor allem die Bedeutung der Reinigung, der Stärkung und der Gemeinschaftsstiftung als Erfahrungen der SuS im Mittelpunkt.

Ausgehend von dieser Annäherung an die Bedeutung des Wasser, kann sich nun der theologischen Bedeutung des Wassers und der explizit christlichen Verwendung des Wassers in der Taufe genähert werden. Biehl nimmt an, dass eine Entsprechung zwischen Glauben und Leben besteht, die in der Symbolisierung zum Ausdruck kommt.26Vgl. Zimmermann. Diese Entsprechung sollen die SuS entdecken, indem sie nun die Bedeutungsebenen verschränken und den Symbolcharakter von Wasser in der Taufe erschließen und erweitern. Das ermöglicht ihnen ein tieferes Verständnis der theologischen Bedeutung über die Brücke der eigenen Erfahrungen mit Wasser.
Die drei zu erschließenden christlichen Bedeutungen knüpfen an die elementaren Zugänge der SuS an und bilden in ihrer Zuordnung eine paarweise Entsprechung bzw. Doppeldeutigkeit des Wassers.

Somit ergibt sich folgende Reduktion mit Blick auf die Zielformulierung: Wasser als grundlegendes Element des Lebens bietet vielfältige Möglichkeiten der persönlichen Bezugnahme, da uns dieses Element tagtäglich umgibt. Die elementare Bedeutung des Wasser lässt sich auch in den drei, in der Sachanalyse herausgestellten, theologischen Dimensionen der Taufe mit Wasser wiederfinden. Die reinigende Funktion gilt sowohl für den äußeren Schmutz als auch für den „inneren“, in Form der Vergebung der Sünden. Wasser belebt und erfrischt den Menschen, stärkt ihn vor und nach Anstrengungen und Herausforderungen, so wie die Kraft des Heiligen Geistes den Menschen im Leben stärkt und Zuversicht gibt. Wasser verbindet Menschen, an Seen und Badegelegenheiten in der erdrückenden Hitze des Sommers, genauso, wie die Menschen durch die Taufe in der Gemeinde zusammengefügt sind und eine Gemeinschaft bilden.

4. Zielformulierung

Lernziel der Sequenz:
Die Unterrichtsequenz leistet schwerpunktmäßig einen Beitrag zur Ausbildung der Kompetenzen Deutung und Beurteilung.
Übergeordnetes Ziel dieser Sequenz ist die Beantwortung der Sequenzfrage: Wie entstand die Kirche?, indem die Anfänge des Christentums, die Berufungserfahrung und Missionsreise des Paulus sowie die Symbole Wasser, Brot und Wein in einem Lapbook verarbeitet und auf die Sequenzfrage bezogen werden.

Prozessbezogene Kompetenzen: Die Unterrichtsstunde leistet schwerpunktmäßig einen Beitrag zur Ausbildung der Deutungskompetenz.

Deutungskompetenz:
Die SuS identifizieren die religiöse Bedeutung des Wassers in den Bibelstellen und können diese erklären.

Lernziel der Stunde: Die SuS gelangen zu einem tieferen, lebensweltlichen Verständnis der Taufe, indem sie alltägliche Funktionen und Bedeutungen von Wasser anhand der Impulse wahrnehmen und darstellen und mit der religiösen Bedeutungsebene in der Taufe deutend verknüpfen, wobei sie die jeweilige Alltagsbedeutung von Wasser mit der entsprechenden Bedeutung des Wasser in der Taufe parallelisieren.

Schlüsselkompetenz: Die Unterrichtsstunde leistet einen Beitrag zur Ausbildung der Sprachkompetenz, indem die SuS die Symbolik religiöser Sprache identifizieren und fachimmanent kommunizieren.

5. Methodische Überlegungen

Die gesamte Stunde wird in methodischer Hinsicht durch das Tropfenblatt strukturiert. Dieses steht am Anfang und am Ende der Stunde und dient der Zusammenführung der Erkenntnisse der Stunde. Die jeweilige thematische Überschrift auf der Vorder- und Rückseite, in Form einer Frage, befindet sich bereits auf dem Tropfenblatt. Ein unbeschrifteter Tropfen wird an der Tafel befestigt. Nach dem demonstrativen Trinken aus einer Wasserflasche, wird die Stunde mit der Frage nach dem Thema eröffnet. Die Formulierung und Fixierung der ersten Teilfrage, nach der alltäglichen Bedeutung des Wasser, soll aufgrund unterschiedlicher Impulse, als Einstieg in das Thema, beantwortet werden. Dazu werden die Tropfenblätter ausgeteilt. Die Frage findet sich somit an der Tafel und auf dem Tropfen der SuS. Durch Bild- und Audioimpulse sowie Demonstrationen benennen und notieren die SuS alltägliche Bedeutungen von Wasser, die im Anschluss an die Impulse an der Tafel gesammelt und auf der Vorderseite des Tropfenblattes ergänzt werden. Dadurch sollen verschiedene Rezeptionskanäle der SuS angesprochen und die vielfältigen Bedeutungen von Wasser angebahnt werden. Alternativ wäre auch ein Einstieg als Brainstorming bzw. Blitzlicht denkbar, welcher in eine Mindmap an Tafel und Tropfenblatt mündet.

Eine mündliche Überleitung bereitet auf die folgende theologische Auseinandersetzung mit dem Wasser vor. Zur Erarbeitung dient ein strukturiertes Arbeitsblatt, auf dem drei Bibelstellen mit entsprechendem Angang und Arbeitsaufträgen zusammengestellt sind. Die Bibelstellen wurden möglichst kurz gehalten und fokussieren in ihrem gewählten Ausschnitt lediglich eine religiöse Bedeutung von Wasser bei der Taufe. Zur Erarbeitung wurde alternativ auch ein Sachtext, der die drei Bedeutungen vorstellt, in Erwägung gezogen.

Die Sicherung erfolgt für alle nachvollziehbar im Unterrichtsgespräch, um die drei hier relevanten Bedeutungen an der Tafel zu notieren und eine einheitliche Sicherung aller SuS auf der Rückseite des Tropfenblattes zu gewährleisten.

Wurde in den bisherigen Phasen im Plenum (Einstieg) und in Einzelarbeit (Erarbeitung) vorgegangen, arbeiten in der Phase des Transfers alle SuS mit ihrem Partner.27Wenn alle SuS da sind, kommen genau sieben Paare zusammen, fehlen SuS, so dass eine ungerade Zahl entsteht, wird eine Dreiergruppe gebildet. Die Paare wurden aufgrund der in der Bedingungsanalyse angesprochenen Erfahrungen bereits vorher, auf freiwilliger Basis festgelegt.

Die Partnerarbeit hat hier die Funktion, den schwierigsten Schritt der Stunde durch Austausch und gemeinsame Überlegungen zu unterstützen. Zudem arbeiten die SuS in einem Schonraum, der es ihnen ermöglicht, Vermutungen und Hypothesen hinsichtlich der Verbindung der beiden Bedeutungsebenen, auf Vorder- und Rückseite des Tropfenblattes, zu finden, zu formulieren, zu prüfen und gegebenenfalls zu verwerfen.28Vgl. Mattes, Wolfgang: Methoden für den Unterricht, Paderborn 2011, S. 48ff.

Da durch die Impulse mehr alltägliche Bedeutungen von Wasser als später theologische generiert wurden, ergeben sich mehrere Möglichkeiten der Zuordnung, je nach persönlicher Überlegung und persönlichem Zugang. Die antizipierte Zuordnung wurde in der didaktischen Reduktion genannt, dennoch soll den SuS verschiedene Bedeutungsverschränkungen ermöglicht werden. Alternativ wäre es möglich die Zusammenführung der beiden Bedeutungen des Symbols durch vorgegebene Satzanfänge zu unterstützen, z.B. hat Wasser im Alltag folgende Bedeutung für uns … Diese Bedeutung kann auch religiöse verstanden werden, denn das Wasser in der Taufe bedeutete …

Durch die zwei Seiten des Tropfenblattes soll methodisch die Mehrdeutigkeit des Symbols Wassers angelegt werden.29Vgl. Langenhorst, Georg: Bibeldidaktik und Entwicklungspsychologie, in: Mirjam Zimmermann/ Ruben Zimmermann (Hrsg.): Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2013, S. 606. Es entsteht eine elementare Lernform, die durch einen Lebens- und Handlungsbezug und durch eigenes Entdecken von Zusammenhängen genutzt werden soll.30Vgl. Hanisch, Helmut: Unterrichtsplanung im Fach Religion. Theorie und Praxis, Göttingen 2007, S. 149.

Im Unterrichtsgespräch stellen die Paare nun ihre erschlossenen Entsprechungen der Bedeutungen vor. Diese werden auch visuell an der Tafel nachvollzogen. Somit ergibt sich sowohl in fachlicher und inhaltlicher Sicht, als auch in haptisch und physischer, eine Verbindung der beiden Bedeutungsebenen und ein vollständiges Bild des Symbols Wasser.

Eine kurze Reflexion des Ergebnisses und ein Feedback zum Arbeitsverhalten schließt die Stunde.

6. Verlaufplanung

7. Anhang

7.1 Kommentierter Sitzplan

7.2. Literaturverzeichnis

  • Avemarie, Friedrich: Taufe. II. Neues Testament, in: RGG4, Bd. 8
  • Baumann, Ulrike: Elementarisierung, 3.1 Elementarisierungsdimensionen, in: Wirilex
  • Hanisch, Helmut: Unterrichtsplanung im Fach Religion. Theorie und Praxis, Göttingen 2007
  • Hock, Klaus: Wasser. I. Religionsgeschichtlich, in: Kasper, Walter (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche, Bd.10, 3. Aufl., Freiburg 2001
  • Keller, Gustav: Psychologie für den Schulalltag. Prävention und Erste Hilfe, Bern 2011
  • Langenhorst, Georg: Bibeldidaktik und Entwicklungspsychologie, in: Mirjam Zimmermann/Ruben Zimmermann (Hrsg.): Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2013
  • Mattes, Wolfgang: Methoden für den Unterricht, Paderborn 2011.
  • Mietzel, Gerd: Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens, 8. Aufl., Göttingen 2007
  • Öhler, Markus: Taufe und Abendmahl, in: Mirjam Zimmermann/Ruben Zimmermann (Hrsg.): Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2013
  • Rat der evangelischen Kirche in Deutschland: Die Taufe. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche, Gütersloh 2008
  • Schnotz, Wolfgang: Pädagogische Psychologie. kompakt, 2. Aufl., Weinheim 2011
  • Schweitzer, Friedrich: Elementarisierung und Kompetenz, Neukirchen-Vluyn 2008
  • Zimmermann, Mirjam: Symboldidaktik, 4.2 Peter Biehl (kritische Symbolkunde), in: Wirilex

7.3 Arbeitsblätter mit Erwartungshorizont und Tafelbild

Die Materialien finden sich in diesem Ordner. Das Passwort erfahren Sie von ihrer Seminarleitung.

7.4 Sequenzplanung

7.5 Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichere ich, N.N., dass ich diesen Unterrichtsentwurf selbständig verfasst und keine anderen als die angegebene Literatur benutzt habe. Die Stellen meiner Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen Werken und Quellen, entnommen sind, habe ich in jedem Fall unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht.

Ort, Datum Unterschrift

Fußnoten

Fußnoten
1 Im Folgenden mit SuS abgekürzt.
2 Vgl. Keller, Gustav: Psychologie für den Schulalltag. Prävention und Erste Hilfe, Bern 2011, S. 27f.
3 Vgl. Schnotz, Wolfgang: Pädagogische Psychologie. kompakt., 2. Aufl., Weinheim 2011, S. 85.
4 „Warum habe ich Religion gewählt?“ wurde zu Beginn der fünften Klasse thematisiert und es offenbarten sich sehr unterschiedliche Motive der SuS, die wesentlichen Aufschluss über die Bedürfnisse der SuS hinsichtlich des Religionsunterrichtes gaben.
5 Vgl. Ministerium für Bildung Sachen-Anhalts, Fachlehrplan Gymnasium Religion, 2016, S. 7.
6 Vgl. Ebd., S. 12.
7 Vgl. Langenhorst, Georg: Bibeldidaktik und Entwicklungspsychologie, in: Mirjam Zimmermann/ RubenZimmermann (Hrsg.): Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2013, S. 606.
8 Im Folgenden mit RU abgekürzt.
9 Vgl. Mietzel, Gerd: Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens, 8. Aufl., Göttingen 2007, S. 187ff.
10 Vgl. Keller, S. 29.
11 Vgl. Avemarie, Friedrich: Taufe. II. Neues Testament, in: RGG4, Bd. 8, S. 58. Verständnis und Praxis der Taufe waren bereits im frühen Christentum vielgestaltig ausgeprägt.
12 Vgl. Rat der evangelischen Kirche in Deutschland: Die Taufe. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche, Gütersloh 2008, S. 11.
13 Vgl. Hock, Klaus: Wasser. I. Religionsgeschichtlich, in: Kasper, Walter (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche, Bd.10, 3. Aufl., Freiburg 2001, S. 984ff.
14 Z.B. Wasser als Symbol der Gottesbegegnung beim Seewandel (Mk 6,45-62); als Symbol des ewigen Lebens (Joh 7,37ff) u.a.m.
15 Vgl. Avemarie, Friedrich: Taufe. II. Neues Testament, in: RGG4, Bd. 8, S. 52.
16 Vgl. Rat der evangelischen Kirche in Deutschland: Die Taufe. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche, Gütersloh 2008, S. 31.
17 Gal 3,28.
18 Vgl. Rat der evangelischen Kirche in Deutschland: Die Taufe. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche, Gütersloh 2008, S. 36.
19 Vgl. Ministerium für Bildung Sachen-Anhalts, Fachlehrplan Gymnasium Religion, 2016, S. 16
20 Vgl. A.a.O.
21 Vgl. Schweitzer, Friedrich: Elementarisierung und Kompetenz, Neukirchen-Vluyn 2008, S. 26ff.
22, 29 Vgl. Langenhorst, Georg: Bibeldidaktik und Entwicklungspsychologie, in: Mirjam Zimmermann/ Ruben Zimmermann (Hrsg.): Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2013, S. 606.
23 Vgl. Öhler, Markus: Taufe und Abendmahl, in: Mirjam Zimmermann/ Ruben Zimmermann (Hrsg.): Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2013, S. 255.
24 Vgl. Zimmermann, Mirjam: Symboldidaktik, 4.2 Peter Biehl (kritische Symbolkunde), in Wirilex.
25 Vgl. Vgl. Baumann, Ulrike: Elementarisierung, 3.1 Elementarisierungsdimensionen, in: Wirilex.
26 Vgl. Zimmermann.
27 Wenn alle SuS da sind, kommen genau sieben Paare zusammen, fehlen SuS, so dass eine ungerade Zahl entsteht, wird eine Dreiergruppe gebildet. Die Paare wurden aufgrund der in der Bedingungsanalyse angesprochenen Erfahrungen bereits vorher, auf freiwilliger Basis festgelegt.
28 Vgl. Mattes, Wolfgang: Methoden für den Unterricht, Paderborn 2011, S. 48ff.
30 Vgl. Hanisch, Helmut: Unterrichtsplanung im Fach Religion. Theorie und Praxis, Göttingen 2007, S. 149.